Mit der Wellvern-Saga haben Autorin und Team eine Welt voller Dampf, Magie und Maschinensprache erschaffen, geboren am Küchentisch und getragen von kollektivem Erfindungsgeist. Im Interview spricht Tina Gerstung vom „Studio 10119“ über literarische Freiräume, Herausforderungen im Buchmarkt und die Frage, warum gute Geschichten kein Alter kennen.
Wie ist die Idee zur „Wellvern-Saga entstanden?
Die Inspiration zur Saga entstand 2022 gemeinsam mit Freunden am Küchentisch – wir wollten als Team eine ganz eigene Welt erschaffen. Es war ein kreativer, kollektiver Prozess. Und: Inspiration ist überall.
Kurz: Worum geht es im ersten Band?
Ein Junge, der die Maschinensprache spricht, gerät wegen seiner besonderen Begabung in große Gefahr. Sein Leben verändert sich radikal, als er zur Aufnahmeprüfung der legendären Eliteschule Eden Hall eingeladen wird. Die Geschichte spielt im Frühstadium des Maschinenzeitalters und ist visuell stark vom Steampunk geprägt.
Warum sollten nicht nur Jugendliche dieses Buch lesen?
Weil es ein Abenteuerroman ist – und gute Geschichten funktionieren unabhängig vom Alter.
Hat das klassische Buch in unserer digitalen Zeit noch Bedeutung für die junge Leserschaft?
Unbedingt. Auch wenn sich Art und Tempo der Mediennutzung verändern, bleibt das haptische Lesen ein sinnlicher und wichtiger Bildungsprozess. Auch Buchempfehlungen verbreiten sich digital.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen – und gibt es Orte in Berlin, die besonders inspirierend sind?
Mein zehnjähriger Sohn ist oft meine größte Inspiration. Kraft schöpfe ich aus der Natur – in Berlin vor allem im Grunewald und Volkspark Blankenfelde. Für die Steampunkwelt liefern Orte wie das Technikmuseum oder verlassene Industrieanlagen („Lost Places“) wertvolle Impulse.
Wann erscheint der nächste Band der „Wellvern-Saga“*?
Geplant ist die Veröffentlichung für das erste Quartal 2026.
Welche Hürden gab es beim Einstieg in den deutschen Buchmarkt – und was hat Sie dabei überrascht?
Selfpublishing hat noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen, was Qualität betrifft – da muss man als junger Verlag Überzeugungsarbeit leisten. Der Einstieg in den Buchgroßhandel ist ebenfalls anspruchsvoll. Ich denke, das System braucht ein Update. Und dann ist da natürlich noch Amazon …
Wer steht hinter „Studio 10119“?
Ein kreatives Team. Ich habe das Studio gegründet, unser Illustrator Sebastián spielt eine zentrale Rolle, und am ersten Band war auch David Ossa beteiligt. Für Band 2 haben wir neue Ideen umgesetzt.
Sie bezeichnen sich selbst als innovatives Literaturstudio, was verstehen Sie darunter?
Wir sind ein kreatives Kollektiv, das bewusst andere Wege als der klassische Buchhandel geht. Unser Verzicht auf einen Verlag ist ein klares Statement: Wir wollen künstlerische Freiheit, ohne äußere Einschränkungen. Unser Ziel ist es, unabhängig fantasievolle Welten zu erschaffen.
Welches Buch liegt zur Zeit auf Ihrem Nachttisch?
„Ein Wochenende“ von Charlotte Wood.