Volleyball Berlin ganz vorne dabei

Die BR Volleys sind eines der erfolgreichsten Volleyballteams Deutschlands

Die BR Volleys aus Berlin sichern sich zwei Spieltage vor Schluss der Hauptrunde den Einzug in die Play-Offs als Tabellenerster. Der mit 14 Meistertiteln amtierende Rekordmeister aus der Hauptstadt schafft sich damit die besten Voraussetzungen für die Play-Offs, bei denen ab dem 22. März der neue deutsche Meister im Volleyball ermittelt wird. Diesen Titel gewannen die BR Volleys achtmal in Folge. Die Jungs um den britischen Trainer Joel Banks scheinen schlichtweg zu stark für die nationale Konkurrenz. Doch das kommt nicht von alleine.

Der Libero der BR Volleys, Kyle Dagostino, wies in der ARD-Sportschau etwa von sich, dass die Bundesliga seine Mannschaft nur gelegentlich wirklich herausfordere. „Wir haben eine riesige Zielscheibe auf dem Rücken. Unsere Gegner spielen immer am Maximum und warten nur darauf, dass wir das irgendwann mal nicht tun.“ Hinter dem Erfolg steckt harte Arbeit.

Während die BR Volleys national von der Vereinsstruktur her und auch finanziell einsame Spitze sind, ist dies im internationalen Vergleich nicht so. Aber immerhin erreichten die Berliner das Viertelfinale der Champions League zuletzt viermal in Folge. Diese Saison wären sie natürlich gerne wieder einen Schritt weitergegangen. Denn erstmals seit 2018 endet die Champions League im Volleyball wieder mit einem Final Four. Die Berliner erreichten in ihrer Historie zweimal dieses Endrundenturnier zwischen den besten vier Mannschaften, nämlich 2015 und 2017. Ruben Schott hat beide Turniere miterlebt und erinnert sich an Spannung, Tiebreaks sowie die Begeisterung im Team und bei den Fans. Heute ist der mittlerweile Dreißigjährige Kapitän und einer der Leistungsträger der BR Volleys. 2015 war er als junges Talent noch nicht so stark, dass er sich in die 1. Mannschaft der BR Volleys spielen konnte, saß aber auf der Tribüne, um seine Mannschaftskollegen anzufeuern. Der heutige Nationalspieler erinnert sich vor allem daran, wie gut Berlin sich gegen den späteren Champion Kasan verkauft hat. Im Aufgebot der Russen standen mit dem gebürtigen Kubaner Wilfredo Leon, dem US-Amerikaner Matthew Anderson und dem Russen Maxim Michailow drei der damals besten Spieler der Welt. Die BR Volleys konnten dem Team aus Kasan einen Satz abnehmen und verloren die anderen relativ knapp. 1:3 lautete der Endstand aus Berliner Sicht. Das darauf folgende Spiel um Bronze gewannen dann die Berliner gegen das polnische Team aus Belchatow im Tiebreak mit 3:2.

Mit zahlreichen Meistertiteln und Pokalsiegen gehören sie zu den Aushängeschildern des deutschen Volleyballs

Top-Mannschaften im europäischen Volleyball sind aktuell polnische und italienische Vereine. Der polnische Verein ZAKSA Kędzierzyn-Koźle schaffte von 2021 bis 2023 den „Hattrick“ und gewann die Volleyball Champions League dreimal hintereinander. In der letzten Saison gewann dann das italienische Team aus Trentino den Pokal als beste europäische Vereinsmannschaft.

Das Final Four in der Champions League findet diese Jahr vom 3. bis 18. Mai ausgerechnet in Berlin statt und war und ist natürlich Ansporn und Motivation für die BR Volleys. „Finale dahoam“ ist dieses Jahr bei den Fußballern von Bayern München einmal mehr der Motivationskick, da das Champions League Finale in München ausgetragen wird. Und bei den Berliner Volleyballern? Final Four umde Ecke?

Doch daraus wird nun nichts. Ausgerechnet im innerdeutschen Achtelfinale gegen die SVG Lüneburg schieden die BR Volleys aus. Im Duell der beiden derzeit besten Teams Deutschlands gewannen die Niedersachsen das Hinspiel Anfang Februar knapp mit 3:2. Es war der erste Lüneburger Erfolg gegen die BR Volleys nach zehn Niederlagen in Folge. Das Rückspiel entwickelte sich zu einem echten Sportkrimi. Die Berliner gingen in der Max-Schmeling-Halle vor über fünftausend Zuschauern in Führung mit dem ersten gewonnenen Satz, verloren dann aber zwei Sätze hintereinander, bevor sie mit zwei gewonnenen Sätzen das eigentliche Spiel mit 3:2 für sich entschieden, damit nach Hin- und Rückspiel den Ausgleich schafften und somit die Verlängerung erzwangen. Das „Golden Set“, wie die Verlängerung im Volleyball heißt, musste die Entscheidung bringen. Der Golden Set war dann der Höhepunkt einer ohnehin hochdramatischen Auseinandersetzung. Doch dort hatten die Gäste aus Lüneburg das bessere Ende für sich.Bis zum 8:9 hielten die Volleys mit, dann setzte sich der Gegner vorentscheidend 11:8 ab, brauchte am Ende aber drei Matchbälle zum Sieg und gewann es mit 15:13.

Mit ihrer Mischung aus taktischer Finesse und kämpferischem Einsatz sind die BR Volleys ein ernstzunehmender Gegner
Ihre Heimspiele tragen die BR Volleys in der Max-Schmeling-Halle aus, wo sie regelmäßig vor begeistertem Publikum antreten

Bei den nationalen Playoffs treffen die BR Volleys übrigens auf eine Mannschaft ganz aus der Nachbarschaft: den Netzhoppers aus Königs Wusterhausen. Die spielen seit 2006 in der ersten Bundesliga im Volleyball und ihre größten Erfolge waren der 4. Platz in der Saison 2008/09 und das Erreichen des Pokalfinales 2021. Im letzten Jahr mussten sie nach Insolvenzantrag einen finanziellen und sportlichen Neuanfang bewältigen. Unter dem ehemaligen Spieler der Netzhoppers und jetzigem Geschäftsführer und sportlichen Leiter Dirk Westphal wurden ein neuer Trainer verpflichtet und das Team frisch zusammengestellt. Der Mannschaft aus KW gelang auf Anhieb als Achter der Hauptrunde der Einzug in die Play-Offs, wo sie nun auf die Berliner Champions treffen.

Am Ende der Bundesligatabelle steht der VCO Berlin. Mit nur einem Sieg aus 21 Spielen meint man, ein trauriges Kapitel lesen zu müssen. Aber dem ist nicht so, denn das Team ist keine gewöhnliche Bundesliga-Mannschaft. Sie besteht nämlich aus den besten Nachwuchsspielern des Landes zwischen 16 und 19 Jahren, die mittels einer Wildcard außer Konkurrenz  in der obersten Spielklasse mitspielen können. Der Deutsche Volleyballverband bietet über seinen Olympiastützpunkt in Berlin damit jungen Spielern die Möglichkeit, Spielerfahrung zu sammeln. Dadurch schaffen sie schneller den Leistungssprung als in der normalen Vereinsstruktur, in der sie zwar mittrainieren würden, aber nur selten Spielzeiten bekommen. „Der wichtigste Punkt für mich war, dass ich hier spielen kann“, sagt Milan Kvrzic. Der 19-Jährige ist aus Friedrichshafen für diese Saison nach Berlin gezogen: „Wäre ich zu einem Erstliga-Klub gegangen, wäre ich dort zweiter Zuspieler gewesen und hätte zwar gutes Training gehabt, aber gar keine Spielerfahrung.“ Am Bundesstützpunkt in Berlin bekommt er beides.

Die Termine für die Play-Offs der BR Volleys gegen die Netzhoppers aus KW werden nach Abschluss der Hauptrunde Mitte März und die für das Final Four der Championsleague Ende März bekannt gegeben.

Steffen Dobrusskin

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