Die Restaurierung der Victoriahöfe in Kreuzberg erhält Handwerkspreis

Die Victoriahöfe in Berlin-Kreuzberg wurden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgezeichnet
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Denkmalpflege
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Bei der Verleihung des Bundespreises für Handwerk in der Denkmalpflege wurde das Handwerksunternehmen NÜTHEN Restaurierungen für beispielhafte Arbeiten an der Restaurierung der Hoffassaden der Victoriahöfe mit einem Handwerkerpreis ausgezeichnet. Das Besondere an dem Projekt: alles.

Seit 1993 verleiht die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege. Nach 14 Jahren wurde er Ende letzten Jahres auch in Berlin wieder vergeben. Für die Steinmetz- und Steinbildhauerarbeiten an den Fassaden des Haupthofs der Victoriahöfe in der südlichen Friedrichstadt erhielt die Firma NÜTHEN Restaurierungen einen Handwerkerpreis.

Der Gebäudekomplex in der Lindenstraße 22/24 entstand 1893 bis 1913 als Zentrale der ehemaligen Victoria Versicherungsgesellschaft in Berlin. Architekt Wilhelm Walther schuf damit eines der innovativsten und größten Bürogebäude seiner Zeit, das insbesondere in der technischen Ausstattung Maßstäbe setzte. Der Bau beeindruckte aber auch gestalterisch mit einem prachtvollen Stilmix aus Neorenaissance und Neobarock, der die gesamten Natursteinfassaden prägt. 

Die denkmalgerechte Restaurierung und Revitalisierung der Anlage begann 2017. Von ursprünglich zwölf Höfen waren zu Baubeginn nur noch die 130 Meter lange Westfassade sowie drei Höfe unvollständig erhalten. Ein Luftangriff im Februar 1945 hatte den Großteil des Gebäudekomplexes zerstört und die erhaltenen Bereiche stark in Mitleidenschaft gezogen. Jahrzehntelanger Leerstand und provisorische Sanierungsmaßnahmen hinterließen ebenfalls Spuren.

Die Straßenfront der historischen Victoriahöfe nach dem Entwurf von GBP Architekten

Die GBP Architekten erarbeiteten zur Wiederbelebung der historischen Victoriahöfe gemeinsam mit dem Projektentwickler und Bauherrn Cresco Real Estate ein Konzept mit moderner, flexibler Büronutzung. Die Umsetzung des feinfühligen Restaurierungskonzepts wurde in Zusammenarbeit mit ProDenkmal geplant. Zu den baulichen Hauptaufgaben des Projekts gehörte die Aufstockung im Dachgeschoss, das in seiner Gestalt subtil Bezug auf die historische Dachkubatur nimmt. Um die Geschichte des Baus zu würdigen, hatte die Rücksicht auf den historisch gewachsenen Zustand auch für die Restaurierung des erhaltenen Bestandes oberste Priorität. So wurden Kriegsschäden als Zeitzeugnisse ebenso erhalten wie ästhetisch minderwertige Betonergänzungen, die als Provisorium nach dem Krieg ausgeführt wurden.

Die Restaurierung konzentrierte sich auf die Sicherung konstruktiver Schäden, die weiteren Bestandsverlust bedeutet oder sogar die Verkehrssicherheit beeinträchtigt hätten. Eine rein ästhetische Wiederherstellung geschädigter Bereiche wurde jedoch vermieden. Nicht nur für die Restaurierung der Natursteinfassaden bedeutete das einen Bruch mit bekannten Konventionen. So wurden Vierungen, mit denen gestörte Bereiche einzelner Steine durch Neuteile in ihrer Form wiederhergestellt werden können, ebenso zurückhaltend ausgeführt wie Antragungen von Ergänzungsmassen, mit denen kleinere Fehlstellen ergänzt und wiederhergestellt werden können. Dabei führten die konkreten Schadensbilder zu teils sehr kleinteiligen Maßnahmen, die mit größtem Bedacht und hoher Detailgenauigkeit auszuführen waren. Die Einwirkungen der Brandbomben aus den Kriegsjahren etwa führten im Bereich der Fensterpfeiler der Hoffassaden zu äußerst kleinteiligen Abplatzungen. Minutiös wurden tausende von Fragmenten verklebt und vernadelt. Gipskrusten im Bereich der figürlichen Fassadenornamentik wurden schonend entfernt.

Die Erneuerung alter Stahlträger in der Wandebene hatte zudem den großflächigen Rückbau eines Ziergiebels aus Ziegelsteinen zur Folge. Für die Wiederherstellung wurde möglichst viel des originalen Materials verwendet, das beim Rückbau behutsam entfernt wurde. Eine ausführliche Abbaudokumentation mit Nummerierung markanter Steine ermöglichte auf Basis exakter Messgrundlagen die originalgetreue Wiederherstellung des Ziergiebels. Seit Juni letzten Jahres sind die historischen Victoriahöfe im Grundausbau fertiggestellt und erscheinen als Victoria zu Berlin im neuen Glanz. Gegenwärtig befindet sich das Projekt in der Vermietungsphase und dem im Anschluss stattfindenden Mieterausbau.

Logo NÜTHEN Restaurierungen

NÜTHEN Restaurierungen GmbH + Co.KG
Schichauweg 52 | 12307 Berlin
Tel. +49 30 695693-25
E-Mail: ost@nuethen.de

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