Das Haus Lemke am Berliner Obersee ist nicht nur ein architektonisches Juwel von Ludwig Mies van der Rohe, sondern auch ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Zusammenarbeit mit der Designerin Lilly Reich. Errichtet 1932 als Wohnhaus für das Ehepaar Lemke, gilt der Bau als eines der letzten Projekte, die Mies vor seiner Emigration in die USA in Deutschland realisierte. Der streng geometrische Ziegelbau mit seiner klaren Formensprache ist ein Paradebeispiel für die Moderne – reduziert, funktional und zugleich elegant.
Besonders spannend ist der Blick ins Innere: Die Möbel, die Mies van der Rohe gemeinsam mit Lilly Reich entwarf, spiegeln die gleiche Haltung wider wie die Architektur. Schlichte Linien, hochwertige Materialien und eine konsequente Orientierung am Prinzip der Einheit von Raum und Ausstattung prägen das Interieur. Reich, die lange Zeit im Schatten des berühmten Architekten stand, war maßgeblich an der Entwicklung dieser Möbel beteiligt. Ihre textile und gestalterische Expertise brachte eine besondere Sensibilität in die Entwürfe ein, die bis heute spürbar ist.
Die Ausstellung im Haus Lemke rückt diese Zusammenarbeit ins Zentrum und macht deutlich, wie sehr Architektur und Design hier ineinandergreifen. Besucherinnen und Besucher erleben nicht nur die ikonischen Möbelstücke, sondern auch die Atmosphäre eines Hauses, das als Gesamtkunstwerk gedacht war. Damit wird das Haus Lemke zu einem Ort, an dem die Geschichte der Moderne lebendig bleibt – und zugleich die Rolle Lilly Reichs als eigenständige Gestalterin gewürdigt wird.
Ein Besuch lohnt sich doppelt: wegen der klaren Schönheit des Gebäudes und wegen der Möbel, die zeigen, wie radikal und zugleich feinfühlig die Moderne sein konnte.
10. Dezember 2025 (bis auf weiteres)
Kunstgewerbemuseum
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin