Dennis Wisbar ist Chef der DWB-Holding und in den Bereichen Bauen, Sanieren und Projektentwicklung tätig. In Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sein Unternehmen für zahlreiche Bauprojekte verantwortlich. Darunter die Gärten der Welt in Marzahn oder Wohnbauten in der Filmstadt Babelsberg. Im Dezember 2012 gründeten Wisbar und der Unternehmer Jan Kretzschmar die KW-Development GmbH und bauten 2 000 Wohnungen in Berlin und Brandenburg. Nachdem Dennis Wisbar seine Anteile 2017 verkaufte und sich aus dem Baugeschehen zurückzog, startete er 2020 erneut durch, um wieder eigene Projekte auf die Beine zu stellen. Aktuell entsteht unter seiner Regie ein neues Stadtviertel in Neuruppin. Der Bedarf an Wohnraum für Einheimische und Zuzügler ist groß. Vor allem Wohnungen für „normale Leute“ zu bauen, liegt dem gebürtigen Ostprignitzer am Herzen. Außerdem spielen gesellschaftliches Engagement und die Kinder- und Jugendsportförderung eine große Rolle für ihn.
Herr Wisbar, Ihr Unternehmen ist ein Managementkonzern, den Sie aufgebaut haben und bis heute selbst führen. War das Ihre Unternehmensidee von Anfang an?
Nein. Ich bin gelernter Maler und Lackierer. In meiner Zeit als Polier habe ich mich 2005 selbstständig gemacht und meine eigene Baufirma gegründet, die nach und nach mit weiteren Gewerken größer wurde. Der Managementkonzern, die DWB Holding, ist daraus entstanden. Wir führen mittlerweile 13 Firmen unter einem Dach, darunter eine eigene Hausverwaltung, in der wir aber auch Objekte anderer Unternehmen betreuen. Wir sind als Generalunternehmer tätig, können schlüsselfertig Objekte übergeben, ob für Wohnungsbaugenossenschaften oder für unsere eigenen Unternehmen.
Wenn Sie mehrere hundert Wohnungen im eigenen Bestand und für Fremde verwalten, wie beurteilen Sie dann den Wunsch vieler Berliner nach Enteignung? Hat Sie das Ergebnis des Volksentscheids überrascht?
Ja, es hat mich sehr überrascht, weil ich glaube, dass sehr viele Leute falsch informiert sind über den Sachstand. Den meisten, die dafür gestimmt haben, ist ganz und gar nicht klar, was so ein Votum anrichten könnte. Erstmal ist es auch nur eine Abstimmung und ich hoffe sehr, dass der neue Berliner Senat dem nicht weiter nachgeht. Ich verstehe den Wunsch der Berliner nach günstigen Mieten. Enteignung ist dafür der falsche Weg. Wir würden wieder dort landen, wo wir vor 20 Jahren standen. Der Senat müsste für horrendes Geld die Immobilien zurückkaufen und fortlaufend finanzieren. Mit dem Thema Wahlprogramm zu machen ohne substanzielle und umsetzbare Lösungsvorschläge, war ein großer Fehler.
Wie ließe sich die Wohnraumproblematik in Berlin entschärfen?
Mit schnellem und unbürokratischem Bauen: Fördermaßnahmen anbieten, Bauanträge schneller bearbeiten. Und vor allem nicht erst die halbe Stadt befragen, bevor eine Bauentscheidung getroffen wird. Die Politik muss sich mit Modellen auseinandersetzen, wie sie den Wohnungsbau in Berlin voranbringen und fördern kann. Beispielsweise durch Schaffung von Anreizen für Bauherren durch Steuerersparnisse und vor allem durch Bürokratieabbau.
Sie planen derzeit Wohnquartiere in Brandenburg in der Stadt Neuruppin.
Wir planen und bauen mehrere Projekte in Neuruppin. Die Grundstücke, die wir bebauen bzw. auf denen schon Gebäude stehen, haben wir vor mehreren Jahren erworben, zu einer Zeit, als sich der Markt hauptsächlich auf den Speckgürtel um Berlin herum konzentriert hat. Ich selbst lebe mit meiner Familie in Neuruppin und meine Kinder wachsen in dieser Stadt auf. Wir haben kürzlich eine Kita und einen Hort fertiggestellt, und zwar in Seenähe.
Sie hatten das Richtfest der Evangelischen Kita mit vielen Kinder gefeiert.
Mir ist es wichtig, die Kinder früh einzubeziehen. Unsere Gesellschaft kümmert sich immer mehr um Wachstum, Entwicklung und Globalisierung und zu wenig darum, wie es nachfolgenden Generationen damit ergeht. Ich hatte eine schöne Kindheit in der Ostprignitz und sehe, dass sich Werte geändert haben. Ich habe selbst zwei Töchter und genauso liegt mir auch das Glück anderer Kinder am Herzen. Es geht nicht nur um materielle Dinge. Es geht vor allem um das Miteinander, das Spielen, das Lernen und den Austausch. Dafür müssen Räume geschaffen werden und diese entstehen unter anderem mit dieser Kita.
Sie schaffen somit auch Infrastruktur in Neuruppin?
Genau. Die evangelische Schule brauchte dringend einen Hort für die Nachmittagsbetreuung. Ich hätte auch Eigentumswohnungen am See bauen können. Aber wer kann sich die leisten? Ein Bäcker, Mechaniker oder eine Verkäuferin sicher nicht. Für genau diese Menschen, möchte ich Wohnungen bauen.
Sind Eigentumswohnungen am See nicht profitabler?
Nicht zwangsläufig. Alles ist ein Geben und Nehmen. Wenn ich Wohnraum für viele Menschen schaffe, muss auch eine Infrastruktur für viele Menschen vorhanden sein. Es braucht immer auch die Unterstützung der Stadt und Gemeinde anstatt restriktiver Auflagen. Das heißt, wenn ich teure Grundstücke kaufe, muss ich auch die Möglichkeit haben, zum Beispiel zehn statt nur acht Etagen zu bauen. Baue ich zwei Etagen mehr, kann ich weniger Miete nehmen. Wenn man es richtig angeht, profitieren alle davon. Hier muss etwas geschehen. Alle wollen günstigen Wohnraum, aber er muss auch bezahlbar sein, und zwar schon im Bau, damit der Mietpreis gesenkt werden kann. Damit es in Zukunft nicht mehr dazu kommt, dass eine alleinerziehende Mutter den größten Teil ihres Gehaltes für die Miete ausgibt und am Ende kein Geld für den Schulausflug oder ähnliches übrig ist. Eine Kindheit sollte nicht von Verzicht geprägt sein.
Sie bauen auch in anderen Regionen Brandenburgs und in Mecklenburg-Vorpommern. Folgen Sie dem Trend von der Großstadt aufs Land?
Diese Entwicklung habe ich schon lange kommen sehen. Nicht viele Investoren haben vor etwa fünf Jahren so viel Land außerhalb der A-Lagen gekauft. Neuruppin gehörte damals zur B-Lage. In den begehrten Lagen wie Bernau und Oranienburg wird mittlerweile nicht mehr weitergebaut, weil die Gemeinden mit der Infrastruktur nicht nachkommen. Es fehlen Kitas, Schulen, Parkhäuser und vieles mehr.
Aber immer mehr Leute schätzen die Lebensqualität auf dem Land. In Neuruppin kommt hinzu, dass die Regionalbahn bis Berlin-Gesundbrunnen ab nächstes Jahr alle halbe Stunde fahren wird. Bisher fährt sie stündlich, was auch schon nicht schlecht ist.
Es heißt, das Wichtigste bei einer Immobilie ist die Lage. Werden gut erreichbare Kleinstädte in Brandenburg die künftigen Wohnorte jetziger Großstädter sein?
Alle Orte mit Bahnanbindung bis zu einer Stunde Fahrtzeit nach Berlin werden in den nächsten Jahren stark wachsen. Das Homeoffice wird sich in vielen Firmen etablieren. Die Leute werden nur noch ein- oder zweimal in der Woche mit der Bahn in die Stadt fahren zu Arbeitsterminen. Sogenannte Coworking Spaces werden zunehmend weiterhin an Bedeutung gewinnen. Da bietet es sich doch ganz klar an, mit mehr Platz und auf dem Land oder in der Kleinstadt zu leben. Corona hat uns allen zu spüren gegeben, wie es ist, wenn man in seinem Radius eingeschränkt wird.
Neben Ihrer Immobilientätigkeit fördern Sie Freizeitsportaktivitäten für Kinder und Jugendliche und haben dazu ein eigenes Fußball-Turnier auf die Beine gestellt.
Richtig. Das DWB-Junior-Masters findet einmal im Jahr zwei Tage lang in Neuruppin statt. Dazu laden wir Kinder- und Jugendspieler aus den Nachwuchszentren von 16 großen Bundesligavereinen ein sowie 8 Fußballvereine aus der Region Neuruppin. An zwei Tagen wird Fußball gespielt, es gibt Essen und Trinken, Hotelunterkunft, Anreise – wir übernehmen alle Kosten und das Eintrittsgeld vom Publikum wird gespendet. Ich habe als Junge selbst leidenschaftlich gern Fußball gespielt, ich hätte alles dafür gegeben, Seite an Seiten mit Spielern von Borussia Dortmund oder Bayern München auf dem Fußballplatz zu sein.
Wir unterstützen aber auch Handball- und Tennisvereine und die Jugendarbeit bei den Füchsen Berlin sowie den BFC Dynamo. Ein Golfturnier mit Prominenten für einen guten Zweck richte ich ebenfalls einmal im Jahr aus.
Danke für das Gespräch.