„Wenn ich fotografiere, vertraut mir jemand sein Leben an.“ – Mit diesem Credo prägte Eve Arnold die Geschichte der Fotografie. Die Ausstellung Capturing Compassion versammelt rund 140 Arbeiten der legendären Magnum-Fotografin und zeigt, wie sie mit Empathie und Präzision Bilder schuf, die bis heute berühren.
Ikone der Fotografie
Ihre Fotos von Marilyn Monroe sind um die Welt gegangen. Eve Arnold, geboren 1912 in Philadelphia, USA, zählt zu den bedeutendsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Porträts und Reportagen wurden schon zu Lebzeiten zu Ikonen der Fotografie.
Bemerkenswert ist ihr später Einstieg: Erst mit Mitte dreißig begann Arnold 1946 zu fotografieren, während sie in einem Fotolabor in New York arbeitete. Nur wenige Jahre später, 1951, wurde sie als eine der ersten Frauen in die renommierte Agentur Magnum Photos aufgenommen – ein Meilenstein in einer bis dahin männlich dominierten Branche.
Arnold verstand Fotografie als humanistische Mission. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand immer der Mensch – unabhängig von Herkunft, Status oder Bekanntheit. Sie dokumentierte die afroamerikanische Modeszene in Harlem ebenso eindringlich wie die verletzlichen Momente von Marilyn Monroe, porträtierte politische Führungspersönlichkeiten ebenso wie Wanderarbeitende. Mit Mut und Sensibilität suchte sie stets nach der Wirklichkeit hinter der Oberfläche und drang zum Kern der Sache vor.
Vor ihrer Linse waren alle gleich. Genau diese kompromisslose Empathie macht ihre Arbeiten bis heute zu zeitlosen Zeugnissen einer Fotografie, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Reportagen zwischen Gesellschaft und Glamour
Ihre erste große Reportage entstand im Amerika der 1950er-Jahre – in Zeiten der Rassentrennung. Eve Arnold dokumentierte Fashion-Shows im überwiegend von Schwarzen bewohnten Stadtteil Harlem. Statt die Models wie damals üblich im Studio zu inszenieren, richtete sie den Blick auf das Geschehen hinter den Kulissen und die Vorbereitungen zu Hause. Dieser unkonventionelle Ansatz ebnete ihr den Weg in die renommierte Agentur Magnum Photos.
Internationales Aufsehen erregte ihre Reportage über Malcolm X und die Bewegung der Black Muslims, die weltweit veröffentlicht wurde und den Beginn ihrer Karriere in London markierte, wohin sie 1962 übersiedelte.
Neben gesellschaftspolitischen Themen widmete sich Arnold über fünf Jahrzehnte hinweg auch der Welt des Films. Sie fotografierte Stars wie Marlene Dietrich, Joan Crawford, Clark Gable, Isabella Rossellini und Orson Welles – am Set und abseits davon. Besonders prägend war ihre langjährige Zusammenarbeit mit Marilyn Monroe: Über zehn Jahre hinweg begleitete sie die Schauspielerin. Dank Arnolds zurückhaltender Art und dem Vertrauen, das sie aufbaute, entstanden die wohl persönlichsten und offensten Aufnahmen von Monroe. Sie erlauben bis heute einen fast privaten Blick auf eines der bekanntesten Gesichter des 20. Jahrhunderts. Eve Arnold wurde 99 Jahre alt, sie starb 2012 in London kurz vor ihrem 100- Geburtstag.
Bis 1. März 2026
f³ – freiraum für fotografie
Prinzessinnenstraße 30, 10969 Berlin
Öffnungszeiten: Di – So, 13 – 19 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €