Havelluft und Großstadtlichter

Walter Leistikow, Märkischer Waldsee mit zwei Birken um 1895 Vermächtnis aus der Sammlung Werner und Irmgard Küpper Berlin Bröhan Museum
Ausstellung im Bröhan Museum

Um 1900 geriet das städtische Leben in Bewegung: Der Zustrom von Arbeitskräften veränderte die sozialen Strukturen und sorgte für Spannungen in den wachsenden Metropolen. In Berlin, wo Lärm, Enge und Hektik den Alltag bestimmten, wuchs die Sehnsucht nach Ruhe und Natur. Das Umland mit seinen Seen und Wäldern – von Theodor Fontane als „Land von stiller Weite“ verklärt – wurde zur Gegenwelt. Dank der Vorortzüge der Preußischen Staatsbahn avancierte die Mark Brandenburg zum beliebten Rückzugsort für erholungsbedürftige Großstädter.

Auch die Kunst um 1900 reagierte auf den tiefgreifenden Wandel von Stadt und Gesellschaft. Besonders in den Werken der Berliner Secession, gegründet 1899 als Gegenbewegung zum akademischen Kunstbetrieb, spiegeln sich die Spannungen der Moderne wider: Industrialisierung, Urbanisierung und soziale Umbrüche wurden zum Thema. Gleichzeitig entstanden poetische Landschaftsbilder der Mark Brandenburg – geprägt von Impressionismus und Symbolismus – die eine stille, naturnahe Gegenwelt zur hektischen Großstadt entwarfen.

Hans Baluschek Der Rummelplatz, 1914 Bröhan Museum
Julie Wolfthorn Landschaft mit Birken

Die Ausstellung „Havelluft und Großstadtlichter. Stadt und Land in der Malerei der Berliner Secession“ beleuchtet den spannungsvollen Dialog zwischen urbaner Moderne und ländlicher Sehnsucht. Von der Jahrhundertwende bis in die frühen 1930er-Jahre spiegeln die gezeigten Werke die gesellschaftlichen Umbrüche ihrer Zeit wider. Während Hans Baluschek, Käthe Kollwitz, Otto Nagel und Willy Jaeckel das Leben und die sozialen Realitäten der Großstadt thematisieren, fangen Karl Hagemeister, Walter Leistikow und Julie Wolfthorn die stille Schönheit des Berliner Umlands ein. Die Ausstellung zeigt, wie Kunst zur Bühne für die komplexe Beziehung zwischen Stadt und Land wurde – und zum Ausdruck einer Epoche im Wandel.

Willy Jaeckel Frauen im Café, vor 1913 Bröhan Museum
Franz Heckendorf Blick auf den Belle-Alliance-Platz vom Halleschen Tor aus, um 1910 Bröhan Museum

Die Schau ist die letzte Gelegenheit, die Bilder vor der umbaubedingten Schließung des
Bröhan Museums ab Frühjahr 2027 zu sehen.

17. Oktober 2025 bis 22. Februar 2026 

Bröhan Museum
Schloßstraße 1a, 14059 Berlin

 

Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr und an allen Feiertagen
9,- € / ermäßigt 6,- €
Happy Wednesday: An jedem ersten Mittwoch des Monats 
gilt ein einheitlicher reduzierter Eintrittspreis von 4,- für alle!

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